„Länger besser leben.“ Hintergrund-Informationen

Zur EPIC-Studie

Wir wissen, dass bestimmte Faktoren die Gesundheit beeinflussen. Die EPIC-Studie hat erstmals untersucht, wie die folgenden Verhaltensweisen zusammen wirken:

  1. Mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag
  2. Gemäßigte körperliche Aktivität in Beruf oder Freizeit
  3. Vollständiger Verzicht auf Nikotin
  4. Gemäßigter Alkoholkonsum von nicht mehr als ein oder zwei Glas Wein oder Bier am Tag

Bewertet haben die Wissenschaftler das Gesundheitsverhalten der zum Beginn der EPIC Studie zwischen 45 und 79 Jahre alten Teilnehmer nach einem einfachen System. Für jede erfüllte Regel gab es einen Punkt, ausgewertet wurde nach über 20 Jahren. Im Ergebnis stellte das Team der Universität von Cambridge fest, dass Männer und Frauen mit bis zu vier Punkten konstant 14 Jahre länger gelebt haben als solche, die sich an keine der Regeln hielten. Mit bewertet wurden Alter, Geschlecht, Body Mass Index und gesellschaftliche Position. Eine Testperson mit einer bestimmten Größe und einem bestimmten Gewicht wurde also mit einem gleich großen und gleich schweren Pendant verglichen.

Bedeutung anderer Gesundheitsverhalten

Beobachtet wurden im Rahmen der EPIC Studie keine besonders ausgewählten Testpersonen, sondern ganz normale Menschen. Wie es dem Querschnitt der Bevölkerung entspricht, hatten einige von Ihnen Über- oder Untergewicht und waren zum Beispiel wegen Diabetes oder anderer - auch chronischer - Krankheiten in Behandlung. Ausgeklammert wurden lediglich Probanden, bei denen Krebs, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall diagnostiziert waren. Ergebnis: Auch zum Beispiel ein Diabetiker mit einem zu hohen Body Mass Index (in diesem Fall größer als 27) lebte mit vier erreichten Punkten beim Gesundheitsverhalten 14 Jahre länger, als die Vergleichspersonen mit null Punkten!

Dennoch: Es gibt weitere Faktoren. Die EPIC Studie zeigt auf, dass sehr viele Frauen und Männer bei uns in Deutschland eine realistische Chance haben, ihr Sterblichkeitsrisiko durch entsprechendes Verhalten zu senken. Dieser Unterschied von bis zu 400 Prozent ändert jedoch nichts am Einfluss zum Beispiel von Übergewicht oder Krankheiten auf die Lebenserwartung. Ein stark übergewichtiger Mensch, der sich an die vier Regeln hält, lebt zwar länger als ein ebenfalls stark übergewichtiger Raucher, der sich ungesund ernährt. In der Regel wird seine Lebenserwartung aber nicht derjenigen einer Vergleichsperson mit einem Body Mass Index unter 25 entsprechen.

Bei „Länger besser leben.“ geht es nicht um Verbote: Das Gläschen Wein am Abend oder ein Bier unter Freunden sind ebenso ein Stück Lebensqualität, wie leckeres Essen. Auch die EPIC-Studie hat wieder einmal bestätigt, dass ein Asket nicht unbedingt gesünder ist als jemand, der sich ab und zu etwas gönnt. Deshalb werden wir Ihnen nicht vorschlagen, zugunsten eines längeren Lebens auf alle Annehmlichkeiten zu verzichten.

Erweiterung um 2 neue Regeln

Gemeinsam mit dem "Länger besser leben."-Institut haben wir die Regeln um zwei neue, relevante Themen erweitert:

5. Handeln Sie klimabewusst und schützen Sie damit Ihre Gesundheit. 
6. Schaffen Sie die passenden Bedingungen für Ihr mentales Wohlbefinden.

„Klima und Gesundheit“

Der Klimawandel sorgt für eine steigende Anzahl an Extremwetterereignissen. Dies hat nachweislich teils dramatische Auswirkung auf unsere Gesundheit. Zwischen 2000 und 2004 starben in Deutschland im Mittel 8340 Menschen über 65 Jahren an den Auswirkungen der Hitzewellen. Im Jahr 2018 waren es schon 20200 Hitzeopfer. Schätzungen zufolge werden zwischen 2030 und 2050 in der WHO-Region Europa jährlich 250.000 Menschen zusätzlich an den Folgen des Klimawandels vorzeitig sterben. Der Generaldirektor der WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat das Pariser Klimaschutzabkommen als potenziell wirksamstes Gesundheitsabkommen dieses Jahrhunderts bezeichnet.
Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit verursachen die vermehrte Hitze, die erhöhte UV-Strahlung, durch diese Belastungen entstehende oder sich verschlimmernde psychische Störungen, häufigeres Auftreten von Allergien und Infektionserkrankungen und nicht zu vergessen die dramatische Wirkung der Luftverschmutzung (Stichwort Smog). Besonders betroffen von den klima-abhängigen Belastungen sind Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen, aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Entwässerungsmittel), Vorerkrankungen der Lunge oder des Herzens, Übergewicht und Diabetes, Bettlägerigkeit und soziale Isolation sind bekannte Risikofaktoren.
Dringend sind präventive Maßnahmen notwendig, um diese Entwicklung positiv zu beeinflussen. Wie kann es uns gelingen, die Menschen in Deutschland für das Thema Klimawandel und Gesundheit zu sensibilisieren? Welche konkreten Maßnahmen können zu einer verbesserten Widerstandsfähigkeit des Einzelnen gegen die drohenden Klimaveränderungen führen? Welche Veränderungen im Bereich Infrastruktur, Politik, Städteplanung und Kommunikation sind sinnvoll und nachhaltig wirksam? Erste Ansätze zu finden, um auf diese Fragen angemessene Alltags-praktikable und verständliche Antworten zu finden sind Arbeits und Handlungsschwerpunkte des „Länger besser leben.“ Instituts.

„Mentale Gesundheit“

In den letzten Jahren ist es in Deutschland quer durch die Gesellschaft zu einem deutlich spürbaren Anstieg der psychischen Erkrankungen gekommen. Dies ist u.a. auch durch einen erhöhten Anteil an den entsprechenden Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen sichtbar geworden. Jedoch betreffen psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Burn-Out oder Depression nicht nur Menschen am Arbeitsplatz, sondern alle Ebenen der Bevölkerung vom Kind bis zum alten Menschen. Die häufigsten psychischen Diagnosen in Deutschland sind Angst und Panikstörung („Störung“ ist der medizinische Fachbegriff für Erkrankungen der Psyche), Depression und Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen etc.). Danach folgen mit Abstand sog. Zwangsstörungen, Somatoforme Erkrankungen (auch „psychosomatisch“ genannt), Bipolare Störungen und viele weitere psychische Erkrankungen.
Eine vom Robert-Koch-Institut veranlasste Studie kommt zu dem Ergebnis, dass pro Jahr 33,3% der Bevölkerung von mindestens einer (psychischen) Störung betroffen sind. Das sind dramatische und alarmierende Zahlen. Eine Trendwende dieses kontinuierlichen Anstiegs psychischer Erkrankungen ist derzeit nicht zu erkennen. Die ambulante und stationäre Versorgung psychisch erkrankter Menschen in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen, die u. a. auch in erheblichen Wartezeiten auf eine Behandlung bei Psychotherapeut*innen oder Psychiater*innen sichtbar werden.
Praxisorientierte präventive Konzepte für die mentale Gesundheit der Bevölkerung werden dringend benötigt, um diese Entwicklung zu verzögern, zu stoppen und vielleicht auch in Zukunft zu einer Trendumkehr zu führen. Hierzu bedarf es u.a. einer Sensibilisierung durch zielgruppenspezifische Information in möglichst breiten Teilen der Gesellschaft für dieses Thema sowie der Entwicklung moderner, effektiver und möglichst niederschwelliger Präventions-Angebote. Sinnvollerweise kann auf den bereits bestehenden Angeboten und Konzepten aufgebaut werden und die hier gewonnenen Erfahrungen in neue Projekt-ideen einfließen. Gesundheitsvorsorge (Prävention) kann am besten gelingen, wenn man sie aus ganzheitlicher Perspektive betrachtet. Ganzheitlich bedeutet sowohl das Verhalten (Verhaltensprävention) als auch das Umfeld (Verhältnisprävention) des Menschen in ein umfassendes Präventionskonzept zu integrieren.
Was kann das ganz konkret bedeuten? Wir schauen uns unterschiedliche Bereiche des täglichen Lebens an wie zum Beispiel Familie, Freizeit und Beruf und analysieren die dort bestehenden Belastungs- und Gefahrensituationen hinsichtlich der Entstehung psychischer Erkrankungen oder wesentlicher mentaler Beeinträchtigungen. In einem nächsten Schritt entwickeln wir Angebote, die eine präventive Wirkung sowohl auf das Umfeld als auch auf das Verhalten der betroffenen Menschen haben und die „mentalen Gefahrenbereiche“ zu entschärfen helfen.