Das Immunsystem stärken und unterstützen – was hilft wirklich?

Immer wieder werden in den Medien bestimmte Lebensmittel und Nährstoffe als besonders förderlich für ein starkes Immunsystem gefeiert. Was ist dran – aus wissenschaftlicher Sicht? Womit kann man wirklich das Immunsystem stärken?

Ginseng

Die Wurzel ähnelt einem Rettich mit vielen „Beinen“. Hierzulande ist die asiatische Heilpflanze meist nicht im Ganzen erhältlich, sondern eher als Pulver, in Tablettenform oder als Tee. Ein neuerer Trend ist der „Ginsengkaffee“, der nervenschonend wirken soll. Neben vielen anderen positiven Wirkungen soll Ginseng allgemein das Immunsystem stärken.

Die Wissenschaft untersucht die Wirkung der in der Pflanze vorhandenen Ginsenoside und ihre entzündungshemmenden, antioxidativen und immunmodulatorischen Eigenschaften. Demnach konnte in Tierversuchen nachgewiesen werden, dass Ginseng die Immunantwort stimulieren und verbessern kann, indem es die Aktivität bestimmter Immunzellen erhöht und die Produktion von entzündungshemmenden Stoffen anregt. Auch erste Studien am Menschen weisen darauf hin, dass Ginsengpräparate das Immunsystem stärken und die Resistenz gegen Infektionen wie etwa Grippe erhöhen können. Gesicherte Erkenntnisse gibt es allerdings noch nicht, auch bezüglich einer sinnvollen Dosierung. Achtung: Wer regelmäßig Ginseng konsumiert, muss mit einer langsameren Blutgerinnung und Veränderungen im Blutzuckerspiegel rechnen, also Vorsicht in Kombination mit „Blutverdünnern“ oder vor allem Diabetes-Medikamenten. Vor geplanten Operationen sollten die Präparate abgesetzt werden.

Knoblauch

Die weiße Knolle ist fester Bestandteil vieler Rezepte und verfeinert – in sachter Dosierung – viele Hauptgerichte.

Medizinisch ist die Pflanze vor allem aufgrund ihrer schwefelhaltigen Verbindungen wie Allicin und anderen bioaktiven Stoffen interessant. Studien fanden entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen, die bei der Steigerung der Immunantwort des Körpers auf Infektionen helfen können. Darüber hinaus deuten einige Tierversuche auf positive Auswirkungen von Knoblauch hin, indem er die Aktivität bestimmter Immunzellen fördert.

Um Knoblauch abschließend eine sichere positive Auswirkung auf das Immunsystem zu attestieren, liegen aber noch nicht ausreichend überzeugende Studien im klinischen Bereich vor – auch was die Dosierung für einen spürbaren Effekt angeht. Eine Extrazehe Knoblauch im nächsten Eintopf kann freilich nicht schaden – solange es Ihnen schmeckt und Ihre Umgebung keinen Einspruch einlegt…

Ingwer

Die oft lustig geformte Knolle hat ihren festen Platz in der Heilkunde wie auch in asiatischen Rezepten und ist auch aus deutschen Küchen seit einiger Zeit nicht mehr wegzudenken. Auch das Immunsystem soll Ingwer stärken. Medizinisch spielen hier vor allem die Inhaltsstoffe wie Gingerole und Shogaole eine Rolle.

Untersuchungen deuten darauf hin, dass Ingwer entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzt, die zur Stärkung des Immunsystems beitragen können. Studien an Tieren und Zellkulturen haben gezeigt, dass spezielle Stoffe im Ingwer die Funktion bestimmter Immunzellen regulieren und die Freisetzung von entzündungshemmenden Stoffen im Körper beeinflussen können. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise darauf, dass Ingwer potenziell antivirale und antimikrobielle Eigenschaften besitzt, die bei der Bekämpfung von Infektionen helfen können. Mehrere klinische Studien am Menschen dokumentieren Linderung von Entzündungssymptomen.

Eine abschließende, umfassende Bewertung aus wissenschaftlicher Sicht ist allerdings noch nicht möglich. In jedem Fall spricht nichts dagegen, in Herbst und Winter vermehrt mit Ingwer zu kochen und bei Erkältungssymptomen im Hals einen kräftigen Ingwertee zu genießen.

Kurkuma

Die intensiv gelbe Wurzel spielt in der asiatischen Küche eine Rolle, auch als Hauptbestandteil des viel verwendeten Curry-Gewürzes. Als Pulver oder auch frisch ist sie in vielen Supermärkten erhältlich. Kurkuma gilt gerade aktuell wieder als Superfood, um das Immunsystem zu stärken.

In der wissenschaftlichen Literatur sind verschiedene Versuchsreihen an Tieren oder Zellkulturen sowie einige klinische Studien zu finden, die sich mit den potenziellen Auswirkungen von Kurkuma auf das Immunsystem beschäftigen. Einige dieser Studien deuten darauf hin, dass Kurkuma eine immunmodulatorische Wirkung besitzt, die bei der Regulation des Immunsystems und der Förderung einer gesunden Immunantwort hilft. Allerdings sind weitere umfassende klinische Studien erforderlich, um die genauen Wirkmechanismen und den vollen Umfang der Auswirkungen von Kurkuma auf das Immunsystem zu verstehen.

Wer mag, würzt in der Zwischenzeit Currys und Eintöpfe mit einem guten Schuss Kurkumagewürz. Fortgeschrittene räumen dem gelben Pulver sogar einen Platz in der morgendlichen Müslischüssel ein – was des intensiven Aromas wegen jedoch Geschmackssache bleibt.

Probiotika

Als Probiotika bezeichnet man lebende Mikroorganismen wie Hefen oder Milchsäurebakterien, die über die Nahrung aufgenommen werden. Sie sollen sich positiv auf die Darmflora auswirken, damit das Immunsystem stärken und sogar Atemwegserkrankungen vorbeugen.

In der Tat gibt es Belege dafür, dass bestimmte Probiotika (lebensfähige Mikroorganismen wie Laktobazillen und Bifidobakterien) bei regelmäßiger Einnahme in Tablettenform sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen die Zahl der Erkältungen leicht verringern sowie deren Dauer verkürzen kann.

Die in jedem Supermarkt erhältlichen teuren Trinkjoghurts erreichten der Studie zufolge allerdings nicht die erforderlichen Mengen an Probiotika, um eine messbare Wirkung zu erzielen.

Vitamin C

Traditionell gelten Vitamin C und deswegen beispielsweise auch Zitrusfrüchte als gute Stärkung gegen Erkältungen und grippale Infekte. Dieser Grundannahme sind Forschende in zahlreichen Studien nachgegangen. Unterm Strich konnte trotz dieser Bemühungen eine positive Wirkung von Vitamin C auf Anzahl oder Dauer von Infekten nicht nachgewiesen werden.

Eine Ausnahme ist die Wirkung bei Leistungssportlern. Bei ihnen konnte die Einnahme von Vitamin-C-Präparaten die Häufigkeit von Erkältungen reduzieren. (Anderen Studien zufolge verändert sich die Wirkweise des Immunsystems bei Menschen, die dauerhaft hohe körperliche Leistungen erbringen.)

Während Vitamin-C-haltige Nahrungsmittel wie Kohl und eben Zitrusfrüchte für eine gesunde Ernährung und insgesamt auch für die Stärkung eines gesunden Immunsystems durchaus wichtig sind, sollten Sie auf hochdosiertes Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel verzichten. Es hat nicht nur keinen erwiesenen Nutzen, sondern kann auch zu säurebedingten Verdauungsbeschwerden führen. Essen Sie lieber Obst und Gemüse in ausreichenden Mengen. Besonders Vitamin-C-haltig sind neben Zitronen und Orangen auch Johannisbeeren, Kiwis, rote Paprika und Brokkoli.

Vitamin D

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das für die Regulierung des Kalzium- und Phosphatstoffwechsels zur Aufrechterhaltung einer gesunden Knochenstruktur und -funktion wichtig ist. Darüber hinaus wird Vitamin D auch für seine potenzielle Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Vorbeugung von Infektionen untersucht.

Es gibt einige Hinweise darauf, dass Vitamin D eine Rolle bei der Regulation des Immunsystems spielt, insbesondere in Bezug auf die Unterstützung der Abwehr von Infektionen und die Verringerung von Entzündungen. Ein Mangel an Vitamin D wurde mit einem geringfügig erhöhten Risiko für Infektionen und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine ausreichende Vitamin D-Versorgung das Risiko für Atemwegsinfekte verringern und die Immunantwort verbessern kann.

Allerdings sind weitere klinische Studien notwendig, um die genauen Mechanismen und den vollen Umfang der Auswirkungen von Vitamin D auf das Immunsystem zu verstehen. Aber Achtung: Zu viel Vitamin D kann schädlich sein. Vor der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat bitten. Für die meisten Menschen reicht eine ausgewogene Ernährung, gepaart mit regelmäßiger Zeit im Sonnenlicht, aus.

Vitamin E

Vitamin E ist ein fettlösliches Antioxidans, das im Körper eine wichtige Rolle spielt. Es schützt die Zellen vor oxidativem Stress und unterstützt das Immunsystem. In vielen Präparaten zur „Immunkur“ ist es daher enthalten, um das Immunsystem zu stärken. In natürlicher Form steckt Vitamin E vor allem in Haselnüssen, Saaten und Ölen, aber auch in Grünkohl.

Auf wissenschaftlicher Ebene gibt es durchaus einige Hinweise darauf, dass Vitamin-E-Präparate die Immunantwort verbessern und Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen. Auch bezüglich einer entzündungshemmenden Wirkung wird Vitamin E diskutiert. Allerdings gibt es gemischte Ergebnisse in Studien zur Wirkung von Vitamin-E-Präparaten auf das Immunsystem. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E wichtig ist, um eine gesunde Immunfunktion aufrechtzuerhalten, während andere Studien keine signifikanten Auswirkungen von Vitamin E auf das Immunsystem gefunden haben. Zudem ist bei der Einnahme von Vitamin-E-Präparaten Vorsicht geboten, da übermäßige zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können.

Bereiten Sie sich also lieber öfter mal einen knackigen Salat mit einem Topping aus Haselnüssen und Kürbiskernen mit einem Dressing aus hochwertigem Sonnenblumen- oder Weizenkeimöl zu. Damit tun Sie Ihrem Vitamin-E-Haushalt etwas Gutes und machen nichts verkehrt.

Zink

Zink ist ein essenzielles Spurenelement, das in verschiedenen biologischen Prozessen eine wichtige Rolle spielt, einschließlich der Unterstützung des Immunsystems. Es ist bekannt für seine Rolle bei der Förderung der Immunfunktion und der Wundheilung sowie bei der Bekämpfung von Entzündungen und Infektionen. Um das Immunsystem zu stärken, werden häufig Zink-Präparate empfohlen.

In der Tat haben mehrere Studien gezeigt, dass eine kurzzeitige Einnahme von Zink direkt zu Beginn von Erkältungssymptomen die Dauer einer Erkältung verringern kann. Neuere Studien konnten diesen Erfolg jedoch nicht wiederholen. Hinzu kommt, dass die Einnahme von Zink-Präparaten zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verstopfungen, Bauchschmerzen und Geschmacksstörungen führen kann. Bei einer Einnahme über längere Zeit kann der Stoff sich im Körper anreichern, andere für den Körper wichtige Metalle binden und der Gesundheit schaden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) setzt die Höchstmengenempfehlung für eine Ergänzung mit Zinkpräparaten auf 6,5 mg/Tag fest und rät zumindest für Kinder und Jugendliche von Nahrungsergänzungsmitteln mit Zink ab. Befragen Sie im Zweifel dazu Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.

Natürliches Zink steckt z. B. in Fleisch, Milchprodukten, Spinat, Champignons, Fisch, Haferflocken, Nüssen und Samen.